Projekte / Prost - Das große Buch vom Alkohol

Exposé:

Die Deutschen sind ein Volk von Trinkern. Der Alkohol ist Kulturdroge Nummer eins, und die ständige Anwesenheit deutscher TV-Teams und Fernsehshows an der größten Tränke der Deutschen, dem Ballermann 6 auf Mallorca, beweist: Trinker sind interessant, Trinken ist ein faszinierendes Phänomen und Trinker können Stars sein. Harald Juhnke war lange Zeit das Vorbild aller Trinker, die überall, an Tresen, in Bars und Festzelten lauthals grölten: "Ja wir haben ein Idol, Harald Juhnke."

Das geplante Buch soll das Phänomen Alkohol humorvoll und dennoch sachlich fundiert von vielen Seiten beleuchten: reportageartig, im soziokulturellen Kontext, philosophisch und pragmatisch.

Die Autoren:

Falko Blask, Jahrgang 1966, Autor und Regisseur, schreibt seit 1987 für verschiedene Zeitschriften und macht Dokumentationen fürs Fernsehen. Seine Auftraggeber reichen von Cosmopolitan bis Die Zeit, von Wirtschaftsmagazinen bis zu arte. Er war freiberuflicher Ressortleiter beim Playboy und Chefredakteur für ein Online-Frauenportal, arbeitete als Radiomoderator und Korrespondent. Er veröffentlichte satirische Kolumnen und verschiedenste Essays: z. b. für Blond und IQ über Erotik und Politik, für die Programmzeitschrift des Hamburger Thalia-Theaters über Liebe als Ideologie oder für Cinema über das Geheimnis der Coolness. Sieben seiner Bücher wurden bislang veröffentlicht: unter anderem einer der ersten Internet-Ratgeber (Eichborn), Bücher über Jugendkultur und Techno (Heyne und Lübbe) und Karriere-Tipps (Eichborn) sowie die einzige deutsche Einführung in das Werk von Jean Baudrillard (Junius). Er studierte Medizin, Philosophie, Kommunikationswissenschaft und Politik, ist Diplom-Journalist und Absolvent der Deutschen Journalistenschule und lebt in München.

"Plünderer der ideologischen Schrottplätze, Pop-Philosoph und

Guru" urteilte der Wiener,

"ich bin vor Lachen fast in meiner Badewanne ertrunken", schrieb ein Leser.

Michael Fuchs-Gamböck, Jahrgang 1965, veröffentlicht seit seinem 15. Lebensjahr in Zeitungen und Magazinen. 1985 gewann er den "Literaturnachwuchspreis des Theaterfestivals München", seitdem wurde er zu Lesungen u. a. in Berlin, Wien, München oder Stuttgart eingeladen, dazu kann er auf Veröffentlichungen in diversen Literaturzeitschriften und -anthologien zurückblicken. Er war Ressortleiter "Musik" der deutschen Ausgabe des Zeitgeistmagazins WIENER und ist seit 1994 Freier Autor u. a. für PLAYBOY, COSMOPOLITAN, ME/SOUNDS, MARIE CLAIRE, HAMMER, FOCUS, AUDIO und etliche andere Magazine. Er hat unzählige Interviews mit bekennenden Trinkern der Musikbranche geführt. Einige davon sind beim Verlag "Schwarzkopf & Schwarzkopf" unter dem Titel "Gedd' It?! - 66 Interviews aus 10 Jahren" erschienen. Sein ebenfalls dort veröffentlichtes "Rock'n'roll-Tagebuch" zeigt ihn als einen der, der sich auch dem Abenteuer hinter der Fassade der Branche stellt.

Vorläufiges Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Kulturgeschichte des Alkohols

- Die ersten geistigen Getränke

- Der Wein der Antike - eine Fälschung

- Die Hochphasen des Alkohols

- Trinkverbote

- Trinken und Religion

Rausch und Kater

Analyse des Alkoholrausches und seiner unangenehmen Folgen

- Wie funktioniert der Alkohol-Rausch

- Kater bekämpfen

- Trinken und Sex

- Trinken und Arbeit

Wer trinkt was

Umfrage unter prominenten deutschen Trinkern (H. Juhnke, J.M. Simmel, Udo Lindenberg u.a.) nach ihren Lieblingsdrinks und Trinkgewohnheiten

Kleines Lexikon der geistigen Getränke

Wirkung, Zusammensetzung, Charakterisierung und Bedeutung der wichtigsten alkoholischen Getränke.

Oden an den Alkohol

Trinker huldigen ihrem Lieblingsgetränk: von literarischen Hymnen bis zu zeitgenössischen Bekenntnissen.

Weltkarte Alkohol - wo trinkt man was

Die Trinkgewohnheiten der Völker

Typologie der Trinker

Von Quartalstrinkern, Weintrinkern, Sekttrinkern und anderen

Berühmte Trinker

Kurzbiografien von Trinkern aus Geschichte, Politik und Kultur

Trinkerportraits

Vorstellung prominenter und weniger prominenter bekennender Trinker

Legendäre Trinkstätten

- Die Stammkneipe

- Wallfahrtsziele

- Der Bar-Mythos

Trinken als Beruf

Barkeeper, Biertester und andere professionelle Trinker

Zeremonien

- Trinksprüche

- Trinkrituale

- Trinkmethoden

Trinksituationen

- Trinken in der Masse

- Trinken im Urlaub (Ballermann 6 und Co)

- Trinken unterwegs

Trinkern über die Schulter gesehen

Reportageartige Momentaufnahmen deutscher Trinkkultur

- Trinker am Vatertag

- Trinkende Fußballer - die Thekenmannschaft

- der einsame Trinker

- die Wetttrinker

Der virtuelle runde Tisch

eine Diskussionsrunde von lebenden und toten Vorzeigetrinkern

Alkoholische Getränke selbst herstellen

- Bier brauen

- Die kleine Destillerie

- Jeder sein eigener Kellermeister

- Das Einmaleins des Barkeepers

Diskographie

Der Alkohol in der Musik

Bibliographie

Der Alkohol in der Literatur

Drei Probekapitel zu Prost

von Falko Blask

Oden an den Alkohol - Auszug

Trinker huldigen ihrem Lieblingsgetränk: von literarischen Hymnen bis zu zeitgenössischen Bekenntnissen.

Die Welt ist voller Trinker, heimliche, unheimliche, Trinker wider willen, Quartalssäufer und Alkoholiker, die nie wirklich betrunken sind, depressive Trinker, trinkende Randalierer, glückliche Trinker und Genusstrinker. Die interessanteste Spezies sind aber sicherlich die ehrlichen Trinker, jene, die sich dazu bekennen, dass sie den Alkohol als treuen Freund fürs Leben schätzen, und die, wenn sie das nötige Zeug dazu haben, ganze Hymnen an den Geist aus der Flasche verfassen. Es sind nicht unbedingt die Narren dieses Jahrhunderts, die sich den Status eines legendären Säufers erkämpft haben. Im Gegenteil: alle amerikanischen Literaturnobelpreisträger waren hoffnungslos der Flasche verfallen, denn gerade die Schriftsteller unter den Jüngern des Hochprozentigen, haben ihrer flüssigen Muse die begeistertsten Laudationes auf den Leib geschrieben. In einer Episode seines Romans "Verraten und verkauft" verteidigt der französische Kult-Autor Philip Djian (Betty Blue) den Suff gegen einen Literaturkritiker, der - nebenbei gesagt - gerade dabei ist, ihn sinnlos zu verprügeln.

"Meine Güte! 'ne Fahne hat er auch noch!" bemerkte Dingsbums.

"Wie andere vor mir, und nicht die Geringsten ...", dachte ich, während sie mich mit dem Rücken an die Wand knallten.

Den Azetonatem mit Legenden zu teilen kann eben das Trinkvergnügen nur steigern, auch wenn man dafür Prügel einstecken muss. Und einer von Djians französischen Kollegen, Michel Tournier, dessen Hauptwerk "Der Erlkönig" von Volker Schlöndorff verfilmt wurde, sah im Alkohol sogar die einzige Möglichkeit, das menschliche Dasein einigermaßen glücklich zu überstehen: "Das Leben ist nur im Rauschzustand erträglich. Im Alkoholrausch, im Liebesrausch, im religiösen Rausch. Ein Geschöpf des Nichts, kann der Mensch die unbegreifliche Trübsal seiner paar Jahre Existenz nur aushalten, indem er sich sinnlos besäuft."

Schriftsteller sind jedoch nicht die einzigen Kulturschaffenden, die auf den Treibstoff Alkohol angewiesen sind. Besonders für Musiker sind exzessive Gelage geradezu Bestandteil ihrer täglichen Arbeit. Die amerikanische Undergroundikone Tom Waits hat beispielsweise den programmatischen Satz geprägt, "Ich habe keine Probleme mit Alkohol, solange man mir welchen gibt." Joe Cocker kletterte während seiner Konzerte in den Jahren 1975 - 1979 regelmäßig mit einer Flasche Bourbon in der Hand auf die Bühne, so dass selbst seine treusten Fans Wetten darüber abschlossen, ob er mehr als eine Stunde des Auftritts überstehen würde oder vorher zusammenklappt. Meistens gewannen die Pessimisten. In einem seiner wenigen Interviews dieser Zeit aus dem Jahr 1978 bekannte der ständig betrunkene Sänger aus Sheffield dem Branchenmagazin Billboard: "Alkohol ist der Treibstoff meiner Existenz. Ohne Alkohol keine Musik, ohne Alkohol kein Leben, ohne Alkohol kein Joe Cocker."

Auch Rolling Stones Gitarrist Keith Richards, der noch kürzlich unter ungeklärten Umständen von der Leiter seiner Bibliothek gestürzt ist, wo er vermutlich in der großen Bibel von Mr. Jack Daniels schmökerte, hat jahrelang nach einer kurzen Morgengymnastik erst einmal die Bourbonflasche an den Hals gesetzt - noch vor dem Frühstück. Mit seinem ehemaligen Lieblingsgetränk hat er sich allerdings 1996 verkracht, nur um sich mit der gleichen Leidenschaft auf dessen russischen Konkurrenten zu stürzen: "Ich habe 35 Jahre lang Whiskey getrunken, jetzt trinke ich Wodka Gorbatschow. Außerdem kann ich die düstere Phase meines Lebens, in der ich Heroin genommen habe, nur vergessen indem ich permanent trinke." Alkohol als letzte Rettung.

Aber mehr als 30 Jahre Rock'n'roll Lifestyle zehren auch an den härtesten Vertretern des Genres. Richards alter Kumpel Rod Stewart bekannte beispielsweise noch in diesem Jahr: "Ich habe zwei Tage lang von morgens bis abends Schnaps in mich hineingeschüttet. Heute knurrt meine Leber ganz erbärmlich. Vor ein paar Jahren hätte ich das locker weggesteckt und einfach weitergetrunken. Ich weiß jetzt aber, dass es an der Zeit ist, wenigstens einen Tag Pause einzulegen, bevor ich weitermache; trotzdem: ich werde nicht mit dem Saufen aufhören, solange ich lebe, dafür ist mir dieses grandiose Gefühl des Rausches einfach zu wichtig."

Während die Legenden der Popkultur häufig im Verborgenen ihre Liebe zum Alkohol ausleben, ist der deutsche Schauspieler Harald Juhnke geradezu zur Ikone des nicht-anonymen Alkoholikers avanciert, der aus seiner Begeisterung für Schnaps, Wein und Bier keinen Hehl macht. An einem beliebigen Augusttag kann man in der Strandkneipe Ballermann 6 auf Mallorca hunderte deutsche Urlauber im Vollrausch grölen hören: "Ja wir haben ein Idol, Harald Juhnke." Dem Berliner Star ist es gelungen, dass ihn zwar die Bildzeitung regelmäßig für seine Alkoholexzesse geißelt und sogar für tot erklärt, der gemeine Trinker ihn aber längst zu seinem großen Vorbild erkoren hat. Denn Juhnke hat es geschafft, die scheinbar unvereinbaren Gegenpole Erfolg und Ausschweifungen unter einen Hut zu kriegen. Der Alkohol ist für ihn sogar karriereförderlich gewesen. Denn ohne seine eigenen Erfahrungen mit allem erdenklichen Hochprozentigen, wäre er nie in der Lage gewesen, seine Rolle in der Verfilmung von Falladas "Trinker" so brillant zu spielen. Trotzdem hat der Entertainer schon in den Siebziger Jahren etwas unter dem berauschten Lebensstil gelitten. Denn im Suff konnte er keiner Frau widerstehen: "Fast jede Partnerin vor den Kulissen wurde meine Bettgenossin hinter den Kulissen- Das schlechte Gewissen, die Sucht nach Ablenkung, das alles wurde zu dieser Zeit zu meinen schwachen Seelenstützen. Ich war ein zweifach Narkotisierter. Die kühle Flasche am Tag, das heiße Weib in der Nacht. Die doppelte Betäubung machte mich fast handlungsunfähig." Aber trotz der Bekenntnisse, demnächst nur noch als Abstinenzler auf Bühne und Fernsehschirm aufzutauchen, wird Harald Juhnke auch als überzeugter Buttermilchkonsument immer noch das Sinnbild des verwegenen Trinkers bleiben, dem weder Polizei, nörgelnde Ehefrauen noch gesundheitliche Probleme etwas anhaben können. Und seine Fans werden weiter die Krüge heben und voller Inbrunst den Refrain singen: "Ja wir haben ein Idol, Harald Juhnke."

Es ist eine verblüffende Leistung, dass ein bekennender Wodkatrinker, der eigentlich nichts schlimmeres angestellt hat, als einst einen Polizisten zu verprügeln, einen Hotelangestellten zu beleidigen und gelegentlich auf Fernsehreporterinnen einzuschlagen, zum König der trinkenden Schauspieler gekrönt wurde. Seine Konkurrenten aus Hollywood, wie Errol Flynn, James Dean, Humphrey Bogart, Marilyn Monroe, Mae West oder deutsche Nachzügler wie Uwe Ochsenknecht, Martin Semmelrogge und Jürgen Vogel reichen an diesen Kultstatus nicht heran, wie viele Flaschen Sie auch leeren mögen.

Noch intensiver, als es die trinkenden Mimen wild vorexerzieren, bekennen sich etliche berühmte Literaten zu alkoholischen Ausschweifungen, ohne die vermutlich ein Großteil der Weltliteratur niemals entstanden wäre. Die Riege der trinkenden Schreiber beginnt in der Antike mit Ovid, Petronius, Plutarch, Lukian, Homer und Sokrates und endet bei modernen Legenden wie Jack London, Jack Kerouac, Ernest Hemingway, William Faulkner und Dylan Thomas. Unumstrittene Super-Barfly an der literarischen Theke ist ohne Zweifel Charles ("Hank") Bukowski, der nach eigenen Angaben "die Hälfte meines Lebens in Bars oder in Wettbüros" verbracht hat. Sein gesamtes Werk handelt eigentlich nur von den Irrungen und Wirrungen eines hemmungslosen Trinkers. Schon im Alter von 29 Jahren - damals noch Postangestellter und als Schriftsteller weitgehend unbekannt - verkündeten ihm Krankenhausärzte den baldigen Tod, wenn er das Trinken nicht aufgeben würde. Bukowski stapfte aus der Klinik in die nächste Kneipe, bestellte sich eine Flasche Schnaps und kam nach wenigen Schlucken zu der Erkenntnis, dass eine Existenz ohne Alkohol nichts wert ist: lieber trinkend zugrunde gehen als nüchtern dahinvegetieren. "Hank" soff weiter schrieb einige grandiose Romane, hunderte von Gedichten und wurde 74 Jahre alt.

Ein anderer Fall: auch Malcolm Lowrys Roman "Unter dem Vulkan" ist nicht nur das erfolgreichste Werk des exzentrischen Schriftstellers , sondern genau genommen nichts weiter, als eine Hymne an den Dauersuff, von der keine Zeile nüchtern geschrieben wurde. Die Arbeit daran bescherte seinem Schöpfer zwar einen frühen Tod, aber auch literarischen Weltruhm, von dem seine Fans bis heute zehren. und so weiter

Rausch und Kater - Auszug

Analyse des Alkoholrausches und seiner unangenehmen Folgen

- Kater bekämpfen

Sie kennen das mörderische Gefühl am Morgen: Ihre Gliedmaßen fühlen sich an, als wären Sie einer Splitterbombe in die Arme gelaufen. Im Inneren Ihres Schädels wütet eine schlecht ausgewuchtete Kreissäge. Und Ihr Konzentrationsvermögen ist mit einer Kombination von mehr als drei Buchstaben bereits völlig überfordert. Dazu kommt die Gewissheit, dass unabhängig von Kater und postalkoholischer Geistesschwäche der Dauerkonsum harter Drinks auch an der grundsätzlichen Leistungsfähigkeit von Gehirn und Körper nagt. Wenn Sie Ihre Ernährung aber den Trinkgewohnheiten angleichen, können Sie überleben. Die Liebe zum Alkohol muss noch nicht das Ende der Karriere oder des geregelten Alltags bedeuten.

Jeder weiß es, aber niemand denkt gerne darüber nach - es sei denn, er liegt mit einer Klinikpackung Kopfschmerztabletten im Bett und versucht das Dröhnen seines Schädels zu vergessen: der Griff zur Flasche hat einige bedenkliche Nebenwirkungen: Das Säure-Base-Gleichgewicht des Körpers rutscht in den sauren Bereich und verursacht Gliederschmerzen, Gehirnzellen verenden, die Leber gerät in die Krise, und Nervenenden geben den Geist auf. Obendrein schlittert die Psyche des Ernüchterten in einen unkreativen Zustand der Niedergeschlagenheit und Lustlosigkeit. Mit der Nährstoffkanone, können Sie zumindest einen Teil des angerichteten Schadens wiedergutmachen. Zur Rettung Ihrer Leber sollten Sie zum Beispiel Multivitaminkapseln einwerfen, die vor allem die Aminosäuren Cystein, Methionin und Ribonukleinsäure enthalten müssen. Mediziner empfehlen außerdem Lezithin zum Schutz für Leber und Gehirn. Diesen Nervenstärker erhalten Sie pulverisiert in der Apotheke oder als Bestandteil von Sojabohnen, Walnüssen und Mandeln. Die mörderische Wirkung des Alkohols auf die empfindlichen Gehirnzellen bedarf zusätzlich eines besonderen Schutzes. Die Aminosäure Glutamin, mit deren Hilfe auch schon Alkoholismus geheilt wurde, begrenzt die Zerstörungskraft des Alkohols, kann drohenden geistigen Verfall aufhalten und bekämpft nebenbei den zwingenden Drang, noch mehr als bisher zu saufen. Glutamin ist beispielsweise in der Kinderlerndroge Glutiagil enthalten.

Je schneller der Alkohol und seine negativen Folgen für den Stoffwechsel aus dem Organismus verschwunden sind, desto geringer ist der angerichtete Schaden. Eine schnelle Methode: die Entgiftungskur mit dem Vitamin B3, das unter dem Namen Niacin in der Apotheke erhältlich ist. Das Vitamin kurbelt sichtbar die Durchblutung an: kurzeitige Rötungen der Haut wie nach einem Sprung in den Brennesselbusch sind dabei unausweichlich. Um die körpereigene Müllabfuhr noch besser schuften zu lassen, sollten Sie sich zusätzlich mit Vitamin C (Ascorbinsäure) versorgen oder auf klassische Entgifter der Kräuterküche, wie zum Beispiel Brennesselsaft zurückgreifen.

Gerade der Mangel an bestimmten Nährstoffen kann auch beim mäßigen Trinker allmählich eine handfeste Sucht erzeugen. Um den Nährstoffhaushalt des Körpers im gesunden Bereich rangieren zu lassen, ist es deshalb empfehlenswert, sich mit komplexen Kohlenhydraten einzudecken, wie sie in Obst oder Gemüse vorkommen und den erhöhten Energiebedarf des alkoholisierten Gehirns mit zusätzlichen Dosen an Glucose, zum Beispiel durch Honig, zu decken. Nervöse Zuckungen lassen sich durch Getreide, z. B. Hafer, vermeiden, und der angeschlagene Mineralstoffhaushalt wird begeistert reagieren, wenn Sie ihm nicht nur Mineralwasser, sondern abwechselnd verschiedene Heilwasser zuführen. Die darin enthaltenen seltenen Mineralien wie etwa Beryllium oder Germanium können unangenehmen Nervenschäden vorbeugen. Eine besondere Rolle spielt auch das Element Magnesium. In Tablettenform als Magnesium-Orotat erhöht es die Toleranz des Körpers gegenüber den ruinösen Auswirkungen des Alkoholkonsums und ist zusätzlich ein geeignetes Mittel, den Kater in die Flucht zu schlagen.

Trinkern über die Schulter gesehen - Auszug

Reportageartige Momentaufnahmen deutscher Trinkkultur

- Trinkende Fußballer: die Thekenmannschaft

Sport und Alkohol - eine unmögliche Kombination? Von wegen.

Die ideale Körperstrategie beinhaltet scheinbar sogar die Verknüpfung von Gesundheitskult und hartem Exzeß. Wer Zweifel an der Tauglichkeit dieses Konzepts hat, sollte nur einen Blick auf die Ikonen des Spitzensports werfen: Dopingsünder, wohin man sieht. Und dass die chemischen Leistungspusher die Gesundheit ruinieren, ist ebenso offensichtlich, wie der Schaden, den Alkohol anrichten kann. Trotzdem kann man die Dopingsportler nicht unbedingt als kraftlose Schlaffies bezeichnen. Ein Beweis dafür, dass ungesunde Ernährung und Leistungssport durchaus vereinbar sind.

Im Gegensatz zur Stimmung in den klösterlich anmutenden Quartieren der deutschen Fußballnationalmannschaft bei internationalen Turnieren, sehen die Hobbykicker der unteren Leistungsklassen keinen Widerspruch zwischen rauschenden Festen und engagierten Turnieren: gemeinsam spielen, und schneller trinken als der Ball fliegt - Freizeitfußballer sind die letzten Sportler, für die Spaß und Ausgelassenheit noch wichtiger sind als verbissener Ehrgeiz - die ehrlichsten Vertreter der Fit-for-fun-Gesellschaft.

Ein Augusttag am Strand von El Arenal auf Mallorca. Wer keinen Alkohol verträgt, sollte sich hier besser nicht blicken lassen. An der nahegelegenen Tiefenrausch-Tränke "Ballermann 6" haben die meisten Urlauber mit einem Plastikstuhl unterm Hintern und einem gepflegten Sonnenbrand auf den Schenkeln schon mittags um zwölf die Zwei-Promille-Grenze überschritten - das Glück ist vollkommen. Etwa 3.000 Promillepäpste umlagern die Suff-Kultstätte, an der an guten Tagen 4000 Liter Bier und unzählige Eimer Sangria über den Tresen wandern. Aus den Lautsprechern dröhnt der ewige Sommerhit

"Who the fuck is Alice" (Deutsche Ballermannversion: "Ober zack 'n Helles").

Im Schatten der Sonnenschirme gilt das Motto: "Sitzen, schwitzen, saufen".

Eine Reisegruppe aus dem Taubertal ist vordergründig allerdings aus ganz anderen Gründen nach Mallorca gereist. Die 9 Hobbyfußballer wollen um jeden Preis das Finale des Balearencups erreichen - ein Freizeitfußballturnier im brütender Hitze. Das kurzfristig angesetzte Training am Strand offenbart allerdings erhebliche Leistungsdefizite; denn der Club hat bereits den sechsten Eimer Sangria geordert, als er endlich die ersten Dribblings und Kopfbälle in Angriff nimmt. Der Alkohol und die Hitze machen den Hobbyfußballern schwer zu schaffen. Sie taumeln über den Strand und bleiben immer wieder erschöpft am Boden liegen. Für den 25-jährigen Mittelstürmer Bernd alles kein Problem. Sein Credo: "Hauptsache die Stimmung steigt".

Vier Stunden später dürfen die Taubertaler zum ersten Wettbewerb des Balearencups antreten. Noch sind keine Traumflanken und Steilpässe gefragt; zunächst geht es um die Trinkfestigkeit. Auf Initiative des Veranstalters müssen die Fußballer Bier um die Wette trinken. Gerechnet wird aber nicht in Gläsern, sondern in Metern. Nach dem Sangriarausch vom Nachmittag sind die Taubertaler reif für den Sieg. Ihre Gegner, der Club der Raben, kommt aus Leipzig. Gegen die Bayern versuchen sie vergeblich mitzuhalten. Denn auch nach 96 Bieren sind diese immer noch hoch motiviert: Christian, der Vorsitzende schwört seine Mannen ein: "Rein, was reingeht". Und auch für das Fußballturnier am nächsten Tag ist er optimistisch: "Der Balearencup ist schon der wichtigere Pokal, aber wir werden beide gewinnen."

Sonntag Morgen elf Uhr. Verkatert werfen sich die Taubertaler in ihre Trikots. Zum achten Mal wird der Balearencup in Arenal ausgetragen. Fünf Mannschaften kämpfen um den unter Hobbyfußballern begehrten Pokal.

Der Sieg vom Vorabend an der Theke ist jedoch leider kein Garant für leichtes Spiel auf dem Bolzplatz. Es läuft schlecht für die Männer um Bernd und Christian. Die Taubertaler kassieren ein Tor nach dem anderen; Ergebnis nach drei Spielen: Zwei Niederlagen und ein Unentschieden. Aber der Misserfolg kann die Stimmung kaum drücken. Mittelstürmer Bernd, der kein einziges Mal in Tornähe gekommen ist, tröstet seine Freunde: "Wenigstens haben wir den Saufpokal gewonnen, das ist das Wichtigste."

Vor dem letzten Spiel versuchen es die erschöpften Kicker mit ihrer Geheimwaffe. Einige Sixpacks stehen bereit. Bei 43 Grad im Schatten soll der Griff zur Flasche die ermatteten Fußballer wieder in Form bringen. Die Wirkung hält nicht lange vor. Etwa dreißig Sekunden lang fühlt sich Bernd zum Torjäger berufen, dann verlassen ihn wieder seine Kräfte.

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