Projekte / Pop in den 80er Jahren

Expose zum Buchprojekt mit dem Arbeitstitel

- Pop in den 80er Jahren -

- Einblicke in die populäre Musik eines unterschätzten Jahrzehnts

Von: Thorsten Schatz & Michael Fuchs-Gamböck

Die 80er-Jahre sind zurück in der Öffentlichkeit und populär wie nie! Im Internet häufen sich Foren und Seiten, die in 80er-Nostalgie schwelgen. Fernsehmelodien aus diesem Jahrzehnt werden als "Kult-CDs" angeboten, und in der Literatur versuchen Autoren wie Frank Goosen oder Florian Illies, der mit seinem Buch "Generation Golf" den Lebensgefühlen der 80er-Jahre hinterherspürte, dieses Jahrzehnt zu ergründen.

Im Fernsehen lässt Moderator Oliver Geißen die größten "Hits der 80er" Revue passieren - und fährt dafür enorme Einschaltquoten ein. Die wichtigste und erfolgreichste Musikshow der 80er Jahre überhaupt erlebt als "Best of Formel ‚Eins" eine Renaissance und muss wegen des immensen Zuschauerzuspruchs immer wieder um weitere Staffeln verlängert werden.

Die musikalischen Akteure von damals starten seit Ende der 90er ein Comeback nach dem anderen: von Modern Talking, die in ihrer Zweitauflage mehr Platten als zwischen 1984 und 1987 verkauften, über Culture Club, die Eurythmics und a-ha bis hin zu Sade und etlichen mehr. Und alle positionierten sich wieder ganz oben in den Charts weltweit. Jüngstes Beispiel: Duran Duran, die 2004 gar wieder in den Top Ten von Großbritannien zu finden waren.

Hinzu kommt eine Welle von Cover-Versionen der 80er, die derzeit im Radio zu hören sind: z. B. "Get down on it", ursprünglich von Kool and the Gang, "Do you really want to hurt me" von Culture Club, Weihnachten 2004 gab es eine Neuauflage von "Do they know it's christmas" des Benefizprojekts Band Aid aus dem Jahr 1985. Selbstredend ein Verkaufsrenner, der die Pole Position der Hitparaden enterte.

Aber auch in viele neue Songs finden die musikalischen Strukturen, die Sound-Gebilde, die Melodien und rhythmischen Ideen der Musik von vor 20 Jahren nach wie vor Eingang. Das verwundert nicht, wenn man das Alter der Produzenten sieht, die ihre Jugend in den 80ern erlebten und dort musikalisch sozialisiert sind.

Der 80er-Jahre-Pop ist also wieder da! Beim Publikum, dem alten, das damals mitten in der Jugendphase steckte, wie auch beim jungen, das schlicht die Ohrwurm-Qualität der Lieder schätzt, und genauso bei den heute an den Schalthebeln der Musikindustrie und der Studios sitzenden Musikmanagern, Produzenten und Musikern.

Anscheinend gibt es für diesen Rückgriff ein starkes Bedürfnis, weil sich die jugendkulturelle und musikalische Verwurzelung in diesem Jahrzehnt langsam wieder in das vordere Bewusstsein der damals jugendlichen Deutschen geschoben hat.

Bis vor ein paar Jahren noch wurden die 80er meist diffamiert und mit Klischees vom kalten Yuppie-Jahrzehnt versehen. Die Medien skandierten einhellig: Die 80er waren schrecklich, also vergessen wir sie schnell. Doch wenn man genauer hinhört, war insbesondere die Popmusik-Variante der 80er Jahre bei weitem nicht so eindimensional, wie es gern dargestellt wird. Es gab eben nicht nur Synthie-Pop und New Wave als Markenzeichen. Vielmehr entwickelte sich in den 80ern in der Popmusik eine interessante und bunte Vielfalt an Stilrichtungen: Der HipHop verfestigte sich, nahm Form an und wurde massentauglich. Die Anfänge der House- und Techno-Musik liegen schon am Beginn des Jahrzehnts. Grunge entwickelte sich Ende der 80er. Das Crossover, also die Verschmelzung der Stile, setzte aus allen möglichen Richtungen ein: schwarze und weiße Musik mischten sich immer kongenialer wie z. B. bei Prince, der jeden Stil mit jedem paarte. Oder die Rapper von Run DMC, die mit Aerosmith zusammen "Walk this way" aufnahmen und dabei HipHop und Hard Rock miteinander kreuzten. Diese Entwicklungen waren Katalysatoren für die Crossover-Musik, die heutzutage ganz selbstverständlich im Radio läuft.

Auf der nationalen Ebene hielten all diese musikkulturellen Einflüsse Eingang in die deutsche Musikszene. Aber das entscheidende und speziell deutsche Phänomen der 80er kam aus der Bundesrepublik selbst - die Neue Deutsche Welle. Sie gab am Anfang des Jahrzehnts der deutschsprachigen Popmusik einen Schub, der bahnbrechend war: für den Deutschrock seit Mitte der 80er, den deutschen HipHop in den 90ern bis zu Künstlern unserer Tage wie Xavier Naidoo oder Wir sind Helden.

Das alles zeigt, dass die 80er popmusikalisch als ein unterschätztes Jahrzehnt gelten und dass es dringend an der Zeit ist, die populäre Musik dieser Zeit näher zu durchleuchten, zu dokumentieren, zu hinterfragen. Genau das will unser Buch mit dem vorläufigen Arbeitstitel "Pop in den 80er Jahren". Bislang gibt es nur Publikation, die sich in abwertender und höhnischer Weise zu diesem Thema äußern oder nur viel zu kurz gefasst lexikalische Begriffe ohne einen Kontext erörtern. Eine Darstellung, welche die populäre Musik der 80er Jahr im Zusammenhang erläutert, die sich mit den musikalischen Phänomenen dieser Zeit und ihren (sub)kulturellen Ursprüngen sowie deren Auswirkungen auf die Musik der 90er und der vergangenen Jahre beschäftigt, existiert bislang nicht. Genau diese Lücke schließt "Pop in den 80er Jahren".

Woher stammen die unterschiedlichen markanten Stilrichtungen dieser Zeit? Was drücken die Songs aus? Welche Ideen, Lebensgefühle, Wünsche, Träume transportiert die Musik? In welchem gesellschaftlichen und kulturellen Klima entstanden die Lieder? Welchen Weg fand die Musik dieser Zeit in das etablierte Kulturgeschehen? Welche Auswirkungen hatte die Musik auf Kultur und Gesellschaft? Und: Wie und wo ist die populäre Musik der 80er Jahre im heutigen Popgeschehen präsent?

Diese Fragen will unser Buch ansprechen, es will Antworten versuchen - und damit zu einer Zeitreise in die Popmusik der 80er Jahre einladen, an der sich wegen des großen Interesses an diesem Jahrzehnt sicher ein breit gefächertes Publikum beteiligen wird.

In den einzelnen Abschnitten werden die markanten popmusikalischen Phänomene der 80er Jahre beschrieben und, je nach Thema, wird auch deren subkultureller Hintergrund beleuchtet. Dann wird das Einwirken in den Mainstream dargestellt, die Ausbreitung international und schließlich ihr Erscheinen und ihre Auswirkungen in Deutschland. Dabei werden die für die einzelnen Entwicklungsstufen wichtigsten Bands genannt und kurz vorgestellt. Schließlich wird dokumentiert, wie sich die internationalen Strömungen in Deutschland niedergeschlagen haben.

Zwar kann eine solche Publikation nicht bis ins Kleinste alle Details jeder Musikkultur bzw. populärmusikalischen Richtung erläutern. Es geht vielmehr darum, die für die 80er prägnanten Phänomene in einem Streifzug durch die Musik deutlich zu machen. Dabei sollen neben den deskriptiven Teilen der Darstellung möglichst viele musikalische Akteure, national wie international, in Interviewausschnitten zu Wort kommen.

Die Stationen dieses Streifzuges sind folgende:

Einleitung

zur Popularität der 80er Jahre heute und speziell der Popmusik heutzutage und die Notwendigkeit für dieses Buch als sachliche Gegendarstellung zu subjektiv abwertenden Publikationen zu den 80ern, Skizzierung des Inhalts

1 Die Popmusik in den 80ern

1.1 Popmusik an der Schwelle zu den 80er Jahren

Der Status quo der internationalen und nationalen Popmusik 1979/1980, die Stagnation in der althergebrachten Rockmusik, die endende Punk-Ära, Anstöße zu neuer Musik durch Punk und New Wave

1.2 Düstere Wellen

US- und britischer New Wave (Gary Newman, Stranglers, Talking Heads, Sisters of Mercy), Gothic-Szene

1.3 Deutsche Töne, deutsche Wellen

Die Neue Deutsche Welle, Tiefpunkt für den deutschen Schlager, Liedermacher im Abseits, neue Chancen für deutschen Rock

1.4 Pop gegen Punk

New Romantics kontra Punk (Spandau Ballet, Duran Duran, Human League), die Etablierung des Synthie-Pop (Pet Shop Boys, Erasure, a-ha, Yazoo)

1.5 Pop und Cocktail-Jazz

Yuppie-Musik? (Sade, Matt Bianco, Shakatak, Viktor Lazlo)

1.6 Ghetto-Musik

HipHop aus den USA, Breakdance, Rap (Rappers Delight, Grandmaster Flash, Grandmaster Melle Mel)

1.7 Dance, dance, dance

Zahmer Funk aus den USA (Kool and the Gang), das Auslaufen der Disco-Ära, Italo-Disco (Gazebo, Raff, Baltimora), High Energy (Evelyn Thomas, Frankie Goes to Hollywood)

1.8 Underground für die Zukunft

House aus den USA, der Techno-Vorläufer Electric Body Music, Industrial

1.9 Crossover

Superstars für schwarz und weiß (Prince, Michael Jackson, Lionel Richie, George Michael, Whitney Houston), die Verschmelzung der Stile (HipHop und Funk, HipHop und Hard Rock, Pop und Latin (Gloria Estefan), Pop und Funk (Cameo, Kool and the Gang), Metal und Funk und Punk (Red Hot Chili Peppers) etc.

1.10 Die Wut des Grunge

Die Anfänge in Seattle (Pearl Jam, Nirvana, Soundgarden)

1.11 Hard and Heavy

Die eingeschworene Fan-Gemeinde, erneuter Siegeszug des harten Rocks, Heavy und Softrock, Poser (AC/DC, Bon Jovi, Van Halen, Foreigner)

1.12 Rock-Standards

Etablierte Rock-Sounds (Rod Stewart, Pink Floyd, Huey Lewis, Elton John, Genesis)

1.13 Der Deutschrock für alle

Grönemeyer, Maffay, BAP, Westernhagen

1.14 Pop und Politik

Live Aid, USA for Africa, Band Aid ("Do they know it's christmas", Nackt im Wind: Deutsche Bands für Afrika, Musik für Nelson Mandela (Tracy Chapman)

1.15 Die weite Welt

Ethno-Pop: (Ofra Haza, Mory Kante)

1.16 Aceeed

House-Music in Europa (Yazz, M/A/R/S/S)

2 Schattendasein - Die Popmusik der 80er in den 90er Jahren

Rückzug der Bands, Durststrecke in den 90ern, Einfluss auf den 90er-Pop

3 Die neue Blüte - Die Popmusik der 80er heute

Coverversionen, der musikalische Einfluss auf heutige Bands, die Comebacks der Bands, die überlebenden Bands und Künstler, was machen sie heute?

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