Musikjournalismus / Essay - Neue Deutsche Bands

Wir stehen am Beginn des neuen Jahrtausends. Diese Tatsache ist ein existentielles Erlebnis für die Menschheit einerseits, das für emotionale Aufbruchsstimmung überall sorgt. Wirtschaftlich hingegen überwiegen im 21. Jahrhundert auf der anderen Seite häufig Resignation und gar tiefe Verzweiflung in vielen Branchen. Ganz besonders ausgeprägt zeigt sich dieses eigenwillige Paradox, dieser eigentliche Widerspruch, bei der aktuellen Popmusik-Szene. Kaum noch eine Plattenfirma investiert in junge, unbekannte Bands, noch viel weniger in junge, unbekannte deutsche Bands. Wobei die Nachfrage für deren Art von Musik von Seiten des Publikums so groß wie seit Mitte der 1980er Jahre ist. Also seit dem kommerziellen Zenit der Neuen Deutschen Welle.

Um diese These zu belegen, hier ein bezeichnendes Beispiel, das sehr viel vermittelt von der zweifelsfreien Wichtigkeit deutschsprachiger Pop-Musik zu Beginn des 21. Jahrhunderts: Wie das Horneberger Schießen ging die Diskussion um eine Musikquote im Radio aus, die im Umfeld von Europas größter Musikmesse - der "Popkomm" in Berlin - von deutschen Interpreten im August 2004 gefordert worden war. Diese Debatte mündete sogar in einer Anhörung vor dem hoch-offiziellen Bundestagsausschuss Kultur und Medien sowie der Enquétekommission Kultur in Deutschland.

Etablierte Sänger wie Udo Lindenberg und Heinz-Rudolf Kunze oder Politiker wie Antje Vollmer, die kulturpolitische Sprecherin der Partei der Grünen, setzten sich dafür ein, dass die öffentlich-rechtlichen Radios Nachwuchsmusikern und deutschen Produktionen eine feste Quote (gefordert wurden lautstark 25 Prozent) einräumen sollten. Jene hätten sonst keine Chance auf dem Markt.

Diesem "Eingriff in die Programmautonomie" widersetzten sich auf der Seite der Quoten-Gegner die ARD-Verantwortlichen ebenso wie die Medienrechtler und andere Politiker. Letztere plädierten eher für eine Selbstverpflichtung der Sender denn für eine gesetzliche Regelung. Andere machten darauf aufmerksam, dass die Musikindustrie mit deutschen Produktionen zum Zeitpunkt der Debatte immerhin 46 Prozent ihres 1,6-Milliarden-Euro-Umsatzes bestreite. Anlass zum Alarm bestehe dennoch, behaupteten die Quotisten, weil etwa laut Sängerin Mieze von der Formation Mia "die deutsche Musikszene in den Medien kaum noch vorkommt". Als Beleg dafür wurde die niedrige Quote von einem Prozent deutscher Neuvorstellungen bei einigen Radiosendern angegeben. Und, so Miezes eindringlich vorgetragene Behauptung: "In einer Mediengesellschaft wird schließlich nur wahrgenommen, was gesendet wird".

Ganz so schlecht freilich ist es um die einheimische Musikerschaft nicht bestellt, was nackte Zahlen eindrucksvoll unter Beweis stellen. So heißt es im Almanach 2004 der phonographischen Wirtschaft für das Geschäftsjahr 2003: "Noch nie waren deutsche Künstler so erfolgreich, der Anteil deutscher Produktionen an den Charts so hoch wie in diesem Jahr."

Auf einem Markt, der seit einiger Zeit immer tiefer in die Krise rutscht - die deutsche Musikwirtschaft hat seit 1997 40 Prozent ihres Umsatzes eingebüßt und noch 2003 einen Rekordverlust von 19,8 Prozent eingefahren - überstieg der Anteil "nationaler Künstler" an den Single-Charts erstmals in der Geschichte der Hitparaden die 50-Prozent-Marke. Bei den Longplay-Charts gab es für deutsche Interpreten mit 29,5 Prozent ebenfalls ein Allzeithoch. Kein schlechtes Ergebnis für eine Klientel, deren Titel laut eigenen Angaben nicht gesendet und deshalb nicht wahrgenommen werden.

Wie auch immer, die Diskussion um Für und Wider über die Musik einheimischer Künstler und wie sie in der deutschen Öffentlichkeit realisiert wird zu Beginn des Neuen Jahrtausends, war voll entbrannt. Zu den entschiedensten Gegnern der "Quoten-Diskussion" gehörte die Hamburger Intellektuellen-Formation Blumfeld, die auf ihrer offiziellen Web-Site im Herbst 2004 einen Kommentar zum brisanten Thema abgab, welche an dieser Stelle im vollen Wortlaut ob ihrer Eindeutigkeit abgedruckt werden soll:
"Aus gegebenem Anlass sieht sich die Gruppe Blumfeld zu folgender Stellungnahme zum Thema "Deutschland. Nation. Heimat und Popmusik" verpflichtet. Wie aus unserem Schaffen und Verhalten klar erkennbar sein sollte, haben wir es stets abgelehnt, uns in die heimatduselige Front all derer einzureihen, die es für angebracht halten, sich in ihrem Denken, Fühlen, Singen und Handeln positiv auf Deutschland (als Kulturnation und Heimat) zu beziehen.

Wer meint, sich unter dem schwarz-rot-goldenen Deckmäntelchen Popmusik für sein Land z. B. beim Grand Prix stark machen zu müssen, wer mit geschichtsrevisionistischen "Wir sind wir"-Parolen zur "Normalität" eines positiven deutschen Selbstverständnisses zurückkehren will, wem nichts besseres einfällt, als sich auf diversen schwärmerischen Deutsch-Pop-Compilations zum Sprachrohr eines neuen deutschen Heimatgefühls zu formieren, wem der Sinn danach steht, die deutsche Kulturnation mit einer so genannten "Deutsch-Rock-Quote" wieder auf Vordermann zu bringen, wer sich - warum auch immer - etwas davon verspricht, einer deutschtümelnden Öffentlichkeit den kleinen Finger oder mehr zu reichen, der oder die ist entweder tatsächlich stolz auf sein Land, darauf ein Deutscher zu sein (warum? wozu?), vielleicht auch nur etwas zu (pseudo-) naiv und unreflektiert, oder aber eben so erfolgsversessen, dass er oder sie es billigend in Kauf nimmt, die in deutschem Namen vergangenen Verbrechen und (Un-)Taten der Vergangenheit und Gegenwart zu ignorieren und vergessen zu machen, um seine Zielgruppe zu erreichen.

Dass Künstler und Künstlerinnen damit auch die eigene Kunst verraten, kann und soll jeder und jede mit sich selbst ausmachen. Wer aber meint, Blumfeld als Vordenker für seine Anbiederung an ein deutschtümelndes (Massen-)Publikum missbrauchen bzw. denunzieren zu können, dem sei mit dieser Mitteilung noch mal ausdrücklich erklärt, dass wir für derartigen Populismus und Vaterlandsliebe jedweder Art nach wie vor nicht zur Verfügung stehen." Auch Wolfgang Doebeling, langjähriger Autor der deutschen Ausgabe des äußerst renommierten Musikmagazins "Rolling Stone", sieht im Rahmen einer Kolumne in der November-Ausgabe des Blattes aus dem Jahr 2004 zum Thema "nationale Radio-Quote" diese höhnisch als eine "Rückkehr ins deutsche Rundfunk-Biedermeier der Fünfziger". Doebeling schreibt larmoyant: "Zurück also ins Rundfunk-Biedermeier, als die deutsche Alternative zu Jazz und Elvis den Namen Freddy trug, die zu Beat, Lärm, Lust am Anderssein und Rebellion auf Heino hörte und dauerdudelte. Als die Gesellschaft geteilt war in Kulturschocker und Schockierte." Und kommt reichlich süffisant zu der Schlussfolgerung: "Willkommen im deutschen Dorf, in dem Blues, Country, Soul, Punk, Reggae oder HipHop eingemeindet, umzäunt und bewacht werden."

Solche Vorwürfe der Deutschtümelei einerseits oder des "neuen Provinzialismus" andererseits wollten "Betroffene", also einheimische Künstler, selbstredend nicht auf sich beruhen lassen: "Bevor man Globalist oder Internationalist werden kann, muss man eine wurzelhafte Verbindung zu seiner eigenen kulturellen Identität und Sprache aufbauen", war der Ex-Felix De Luxe-Sänger (größter Hit: "Taxi nach Paris") und heutige Solokünstler Michy Reincke am 28.9.2004 beim Interview mit der Zeitschrift DIE WELT überzeugt. "So wie die englischen Bands in Liverpool das schon lange tun. Da sind die Leute stolz auf ihre Bands und dürfen das auch sein. Bei uns ist das längst nicht der Fall."

"Vielleicht sollten sich die Leute klarmachen, dass es ohne eine entsprechende Deutsch-Quote im Hörfunk um den Verlust unserer Identitäten, unseres geistigen Erbes geht, wenn nicht bald etwas geschieht", maulte Inga Humpe in der "taz" vom 29.9.2004. Zwei Tage später war zu lesen: "Man hört schon sehr viele nichtdeutsche Künstler im Radio, und ich habe nichts dagegen, wenn die Leute zwischendurch auch mal mich zu hören kriegen", feixte Newcomer Maximilian Hecker am 1.10.2004, ebenfalls in der "taz". Um hinzuzufügen: "Ich sehe das alles pragmatisch und ganz egoistisch."

"Die Situation ist derart trostlos", resümierte S.M.U.D.O. von den Fantastischen Vier in DIE WELT vom 29.9.2004 etwas ernsthafter als sein Kollege Hecker, "dass ich mich, obwohl ein Freund des freien Marktes, tatsächlich genötigt sehe, mich für eine Quotenregelung zu engagieren." Dem gegenüber steht die total konträre Ansicht eines der etabliertesten Musikkritiker seit den frühen 1980ern: "Die Rede von der "eigenständigen Popmusik" ist auch jenseits ihrer ideologischen Hässlichkeit unerträglich", blaffte Popkritiker-Papst Diedrich Diederichsen erbost in der Zeitung DER TAGESSPIEGEL vom 29.9.2004.

Was war passiert? Alleine die Tatsache, dass über ein Thema wie "deutsche" bzw. "deutschsprachige Pop-Musik", das in den letzten knapp 20 Jahren kaum noch eine Zeile in den Medien wert war, mit einem Mal heftig und mancherorts gar auf den Titelseiten des Feuilletons debattiert wurde, stellt eindrucksvoll unter Beweis - dieses Genre ist seit kurzem wieder ein Thema! Anfang Oktober 2004 galt es gar, ein historisches Datum für die deutsche Popmusik-Szene zu feiern: Alle zehn Top-Positionen der Album-Charts wurden von einheimischen Musikern belegt, bis auf Reamonn kamen noch dazu alle Produktionen in deutscher Sprache daher. Die Reihenfolge der Erfolgreichen: Rammstein, Die Fantastischen Vier, Max Herre, Gentleman, 2Raumwohnung, Silbermond, Juli, Reamonn, Söhne Mannheims, Böhse Onkelz. Diese Künstler von so unterschiedlicher musikalischer Ausrichtung belegten mit ihren zu jener Zeit aktuellen Alben die absoluten Spitzenplätze in der Gunst der zahlenden Hörerschaft.

Fakt ist, dass es ein erneutes Aufblühen deutschsprachiger Popmusik in geballtem Maße gibt. Selbst wenn sich die Musikpresse sowie die Plattenfirmen mit neuen Begriffen zurückhalten - es existiert eine massenkompatible neue deutsche Pop-Bewegung!

Heutzutage gibt es zahlreiche junge Bands und kleine Labels, die meist eng mit den Künstlern verquickt sind. Vielfach werden deren CDs oder Schallplatten einfach über die Internetseite der jeweiligen Gruppe angeboten. Der Weg der Aufnahme aus dem Proberaum oder dem Homerecording-Studio über eine selbst gebrannte CD hin zum Kunden ist mittlerweile äußerst kurz und völlig unproblematisch.

Ganz im Gegensatz zur Musikkassette - dem bevorzugten Tonträger von deutschen Indie-Bands in den 1980er Jahren, um die Musik unters Volk zu bringen - hat man mit der CD ein Medium, das von den meisten Konsumenten akzeptiert wird. Damit verkauft man als unabhängige Band keine Exoten mehr, sondern den Tonträger, den auch die Industrie vertreibt. Und das problemlose, gleichzeitig kostengünstige Auftreten im Internet hat die Abhängigkeit zur Industrie reduziert. Gerade dadurch wird eine nationale Szene rasch sehr aktiv und flexibel und expandiert auch wesentlich schneller.

Zwar gibt es Tonträger in kleinen Auflagen nach wie vor lediglich in wenigen Spezialgeschäften zu erstehen, aber dank der Onlinebestellung ist der Besuch solcher Läden nicht mehr zwingend erforderlich. Zugleich ist die Information der Käufer via Internet gewährleistet, da beinahe alle Fanzines ihren virtuellen Auftritt in den neuen Medien haben und dort die einschlägigen Tonträger besprechen. Und so erfahren heute wesentlich mehr potenzielle Kunden von der aktuellen nationalen Subkultur als etwa in den 1980er Jahren, also der Glanzzeit der Neuen Deutschen Welle. Die moderne Technik gibt demnach die Chance zu einer Neubelebung und Weiterentwicklung, die weit über nostalgisches Erinnern und dokumentarisches Bewahren hinausgeht. Diese Chance wird genutzt! Dabei sah es nach dem relativ raschen Ende der NDW Mitte der 1980er alles andere als rosig aus für Musiker, die in deutscher Sprache sangen. Die Jahre danach konnten nur äußerst wenige Untergrundbands Platten mit deutschen Texten veröffentlichen. Es gibt sogar zahlreiche Beispiele dafür, dass Gruppen von deutschen zu englischen Texten wechselten, aus Angst vor kommerziellem Versagen - womit der Erfolg jedoch nicht automatisch einherging. Viele kleine Platten- und Kassettenlabel sowie die unabhängigen Vertriebe hatten nach dem Ende der NDW aufgegeben, neue waren erst im Aufbau.

Weiterhin üblich waren deutsche Texte all die Zeit über beim Fun-Punk, während der Hardcore-Punk in der zweiten Hälfte der 1980er wieder vorwiegend englischsprachig daherkam. Erste zarte, geradezu schüchterne Tendenzen für ein Revival deutschsprachiger Popmusik zeigten sich schließlich Ende der zweiten Hälfte der 1980er durch Künstler wie Bernd Begemann, Der Fremde oder Die Sterne, kurz drauf wurden Signale aus Hamburg von Formationen wie Cpt. Kirk &, Huah!, Kolossale Jugend oder Blumfeld entsandt. In den frühen 1990ern sollte sich daraus die "Hamburger Schule" entwickeln - ein wie stets von den Medien geprägter Begriff, der wie stets von den entsprechenden "betroffenen" Bands, ganz ähnlich wie derjenige der NDW, zumeist abgelehnt wurde.

Das Interesse an deutschsprachiger Musik war jedenfalls zwischen 1985 und dem Beginn des 21. Jahrhunderts - wenn auch eher in überschaubaren Insiderkreisen - stetig präsent. Über Diskussionsforen speziell im Internet haben sich in all den Jahren stabile Netzwerke zwischen Anhängern und Sammlern dieser Musik herausgebildet. Denen ging und geht es nicht alleine um Tausch von Tonträgern oder der Kommunikation darüber, wo man entsprechende Tonträger kaufen könne, sondern vor allem um Informationen über die Bands und ihre Musik selbst. Deutschsprachige Musik hat immer gelebt, keine Frage. So gut wie seit Beginn des 21. Jahrhunderts allerdings hat sie wohl noch nie gelebt. Kommerziell erfolgreiche junge einheimische Bands wie Juli, Silbermond, Mia oder Wir sind Helden stehen finanziell bereits heute oft besser da als die gehypten, finanziell ebenfalls ordentlich situierten NDW-Künstler 20 Jahre zuvor. Viel wichtiger allerdings ist der kreative Anspruch der neuen deutschen Bands, sie fühlen sich allesamt der Langlebigkeit verpflichtet.

Was Peter, der männliche Part des Berliner Duos Rosenstolz, nur bestätigen kann: "Was ein großer Vorteil der "Zweiten Deutschen Welle" gegenüber der "Neuen Deutschen Welle" ist", analysiert er: "Damals drehte sich alles um Single-Hits, während die Alben eher schwach ausfielen. Die neuen deutschen Bands sind eher auf Langrillen fixiert, davon verkaufen sie mindestens so viel wie von ihren Singles. Und dadurch werden die zeitgenössischen Gruppen auch länger im Geschäft bleiben als viele der NDW-Vertreter damals."

Überhaupt, so Peter: "Ich sehe die Entwicklung in der nationalen Pop-Szene recht positiv, auch wenn da noch einiges ausbaufähig ist. Doch in den Jahren seit der Milleniumswende hat sich etliches zum Guten gewendet. Die einheimische Plattenindustrie wird zwar nach wie vor speziell von der amerikanischen Industrie massiv unter Druck gesetzt, damit die ihre Künstler auch in Deutschland breaken können. Doch beinahe alle Labels haben dieser Tage gemerkt, dass einheimische Bands, vor allem wenn sie auf Deutsch singen, sehr angesagt sind. Also werden sie unter Vertrag genommen."

Was prinzipiell alle jungen deutschen Musiker für prima halten, denn "nur ein Land mit einer lebendigen künstlerischen Szene", bringt es Eva, Sängerin der Formation Juli, auf den Punkt, "ist ganz allgemein ein lebendiges Land. Dazu gehört auch, dass wenigstens ein Teil der Kreativen auf Deutsch singt. Denn ich schäme mich zwar für einen Teil der Vergangenheit meines Landes. Aber sicher nicht für seine Sprache. Außerdem fällt es mir wesentlich leichter, mich auf Deutsch auszudrücken und näher an meine Gefühlswelt heranzukommen. Und wenn ich die Hörer in meinem Land erreichen und direkt ansprechen will, kann das nur auf Deutsch sein."

Das sieht ein Magazin wie SPEX völlig anders. Deren Autor Sebastian Dresel äußerte sich in der Titelgeschichte des intellektuellen Monatsmagazins im November 2004, die unter dem Slogan "Halt's Maul, Deutschland" hausieren ging, in seiner Abschlussbeobachtung wie folgt: "Ist es nicht so, dass auch heute noch Generationen von Musikern nicht müde werden, ihre frühjugendlichen AFN-Erfahrungen aufzusagen? Was war denn so großartig daran? Die Tatsache, dass es neue Musik war? Ja. Die Tatsache, dass es nicht die handelsübliche Musik war? Ebenfalls ja. Aber doch nicht die Tatsache, dass es eine Musik war, die sich durch ihre Herkunft definierte, sondern ganz im Gegenteil eine, die auch hier, ohne den zugehörigen kulturellen Bezug, verstanden werden konnte. Es war Popmusik. Diesen Begriff jetzt in nationale Einheiten unterteilen zu wollen, hätte etwas Grundnegatives. Es würde verneinen, dass Popmusik per se international ist, würde sie zur Volksmusik umdeuten und damit in wesentlichen Teilen zerstören." Genau an diese Prämisse halten sich die erfolgreichen aktuellen Bands deutscher Sprache. Einerseits. Sie machen Popmusik. Mit internationaler Ausrichtung. Und - auf der anderen Seite - ist es dennoch Pop-Musik mit eigener kultureller Identität. Weil diese Musiker der Überzeugung sind, dass nur Menschen mit einer kulturellen Identität auch gefeit sind gegen eine politische Identitätslosigkeit, sie sind immun gegen hohle radikale Sprüche gleich aus welchem Lager. Willkommen im Neuen Jahrtausend!

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